Die erste Ensemble-Choreografie des vielfach ausgezeichneten britischen Tänzers Aakash Odedra für seine eigene Company setzt sich mit unserem Leben in Krisenzeiten auseinander. Unterdrückung beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Epoche, ein Land oder eine Religion. Manchmal ist der Unterdrücker ein politisch Verantwortlicher, manchmal eine Kultur oder ein Freund. Und manchmal liegt sie auch in uns begründet, in unserer Angst, unserer Feigheit und unserem Zweifel. „#JeSuis“ begann als Gespräch mit außergewöhnlichen jungen Tänzern darüber, wie es derzeit ist, in der Türkei zu leben, bekam dann aber schnell eine viel universellere Dimension. Das Stück erforscht Unterdrückung in all ihren Erscheinungsformen, Vielschichtigkeiten und Kontexten. Während #JeSuisCharlie nach den schrecklichen Anschlägen 2015 in Paris Solidarität und Trost brachte, gab es in Kabul und Istanbul ebenso entsetzliche Angriffe, die aber die Aufmerksamkeit der (sozialen) Medien nicht im gleichen Maß auf sich zogen.
Die Performance „#JeSuis“ ist all jenen gewidmet, deren Geschichten noch nicht erzählt wurden, deren Leid bislang noch unter keinem #-Schlagwort zu finden ist. Die Vergangenheit dieser Menschen ist ausgelöscht, in der Gegenwart sind sie heimatlos und in der Zukunft gefährdet. Ob im Gefängnis, in einem Flüchtlingslager oder in einem Haus mit zugezogenen Vorhängen, ob es um ihre Bewegungsfreiheit, ihre Rede-, Religions- oder persönliche Freiheit geht oder auch das Recht zu heiraten, zu lieben, zu lernen und zu protestieren – diese Show wurde gemacht, um sie zu unterstützen. Ins Deutsche übersetzt bedeutet #JeSuis so viel wie ‚Ich bin‘, in dieser Produktion aber auch: ‚Ich existiere‘ und ‚Ich bin nicht egal‘.