LIMÓN Dance Company New York

Die 1946 gegründete Company wurde durch José Limóns bahnbrechende Choreografien und die hochrangigen Solisten in kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Ballettensembles. Künstlerische Co-Direktorin war Limóns ehemalige Lehrerin und Mentorin, die Tänzerin und Choreografin Doris Humphrey. Als erste amerikanische Company trat LIMÓN DANCE in Europa auf (1948 in Paris). Gastspiele bei Tanzfestivals und Tourneen trugen den innovativen Tanzstil Limóns rund um den Globus. Als Limón nach zweijähriger Krebserkrankung 1972 starb, übernahmen Mitglieder seiner Company das künstlerische Erbe. Erst Ruth Currier, dann Carla Maxwell – einst selbst eine brillante Tänzerin, die sieben Jahre mit Limón gearbeitet hatte – und jetzt Colin Connor, ebenfalls ein ehemaliger Limón-Tänzer.

 

Grundrepertoire der Company bilden einige balletthistorische Schlüsselwerke von Limón, Martha Graham und anderen Ballett-Revolutionären. Gleichzeitig werden von Gastchoreografen neue Akzente gesetzt, die der Company ihren hohen Stellenwert innerhalb der internationalen Tanzszene sichern. Die Limón- wie die Graham-Technik wird heute noch an jeder Ballettschule gelehrt, u. a. an exemplarischen Tanzschulen wie der New Yorker Juilliard-School, der Folkwang-Universität der Künste in Essen, der Tanzakademie Rotterdam und der Londoner Rambert-School. Die Limón Dance Company trat bisher bei diversen Tanzfestivals in der Schweiz und Deutschland auf: 2010 beim exklusiven internationalen Schweizer Dance Festival „Steps“, 2005 bei den Oster-Tanz-Tagen in Hannover und bei den renommierten Ballettwochen der Bayerischen Staatsoper. Der Erfolg der Tournee im deutschsprachigen Raum 2014 soll sich in der Spielzeit 2016/17 wiederholen.


Die LIMÓN-Technik

Bis heute stehen Limóns Choreografien auf den Spielplänen großer Häuser wie z. B. des Bayerischen Staatsballetts („The Unsung“ und „Chaconne“). Für seine wegweisende Formensprache musste Limón den strengen Bewegungskodex des klassischen Balletts aufbrechen. Vor allem der männliche Tänzer war jetzt nicht mehr nur Partner schöner fließender Bewegungen. Limón forderte durch seine vielseitigen, differenzierten Choreografien einen Gefühlskosmos, den der Tänzer durch kraftvolle, dynamische, scharf konturierte Körpersprache umsetzen musste.

Der Tänzer und Choerograf JOSÉ LIMÓN (1908-1972)
Das Werk des Amerikaners mexikanischer Herkunft schrieb im Bezug auf Technik und Dramaturgie Tanzgeschichte und steht neben dem der legendären Tanz-Ikone Martha Graham. Nachdem er den deutschen Ausdruckstänzer Harald Kreutzberg* bei dessen New-York-Gastspiel erlebt hatte, wusste Limón, dass „ich bis zu diesem Augenblick nicht wirklich gelebt hatte – oder besser: dass ich nicht weiterleben wollte, ohne das zu lernen, was dieser Mann gerade gezeigt hatte.“ (J. Limón in seinen unvollendet gebliebenen Memoiren). Er gab das Studium der Malerei auf, um Tänzer zu werden. Die Modern-Dance Pioniere Charles Weidman und Doris Humphrey wurden seine Lehrmeister. Parallel trat er als Tänzer nicht nur in Broadway-Revuen auf, sondern in verschiedenen Kompanien, u. a. bei George Balanchine. Seine erste Pas-de-deux Choreografie wurde 1930 uraufgeführt – schnell folgten größere Werke. 1941 heiratete er seine Lieblings-Partnerin Pauline Lawrence, die nach Ende ihrer Tanzkarriere als Kostümbildnerin, Pianistin, Light Designerin u. a. in seiner Company arbeitete. Nach dem Militärdienst (1943-1945) gründete er 1946 die José Limón Dance Company, die schon ein Jahr später nach ihrem sensationellen Broadway-Debüt von der New York Times gefeiert wurde.

1949 choreografierte Limón eines der Werke, das Tanzgeschichte schreiben sollte: „The Moor’s Pavane“ nach Shakespeares „Othello“. Bis heute fasziniert das – als ‚Herausragendste Choreografie des Jahres‘ – mit dem Dance Magazine Award ausgezeichnete Werk, das von vielen Ausnahmetänzern getanzt wurde, u. a. 1974 von Rudolf Nurejew. 1969 beendete Limón mit diesem Stück seine aktive Tanzkarriere. Liest man die hymnischen Berichte über Limóns Auftritte, konnte er nicht nur sein vielseitiges choreografisches Spektrum mühelos umsetzten, sondern zog auch als begnadeter Tänzer durch seine charismatische Ausstrahlung in Bann. Als Choreograf schien seine Phantasie unbegrenzt, als einflussreicher Tanzpädagoge (u. a. ab 1951 an der New Yorker Juilliard School) begeisterte der zum Ehrendoktor von vier Universitäten ernannte Tänzer die nachfolgenden Generationen ebenso wie als Direktor des Lincoln Center’s American Dance Theatre.

* Harald Kreutzberg, der in Amerika zur Galionsfigur des ‚German Dance‘ wurde, gastierte 1927/1928 als Mitglied des Max-Reinhardt-Ensembles zum ersten Mal in Amerika. In den folgenden Jahren war er mit seinem Soloprogramm oder zusammen mit Yvonne Georgi beinahe jährlich auf USA-Tournee. Sein Bewegungsrepertoire faszinierte die Pioniere des Modern Dance und inspirierte sie zu einer neuen Tanzsprache.